Lebensweg

Meine Beweggründe:

Geboren wurde ich in Barcelona, als Jüngste Tochter von drei Mädchen, einer Hamburger Kauffrau und eines katalanischen Kunstmalers.Meine Eltern verbrachten viel Zeit am Meer mit uns, in kleinen Buchten der schönen Costa Brava, mit Lagerfeuer, Musik, Gesang, Paella und Pinienduft.Einen intensiven Zugang zur Bewegung erfuhr ich schon sehr früh und hautnah durch meinen Vater.Im jungen Erwachsenenalter war mein Vater Spaniens Meister im Schwimmen. Durch seine Leidenschaft am Schwimmen und die Liebe zum Meer, nahm er mich häufig auf seinem Rücken, weit raus ins Meer mit, als ich selbst noch nicht schwimmen konnte.Ich fühlte mich sicher, frei und ganz mutig! Eine Erinnerung, die sich tief in mir verankert hat und bis heute starken Einfluss auf mein Verhältnis zur Bewegung und zur Natur nimmt. Denn die Freude an der Bewegung in der Natur und meinen Bezug zur Natur, als Spiel- Bewegungs- und Lebensraum, bekam ich auf natürliche Weise und als Wesenszug mit in die Wiege gelegt. Diese frühe Prägung festigte sich später durch einen Kulturwechsel.

Als ich sechs Jahre alt war, kam ich aufgrund der Trennung meiner Eltern nach Deutschland. Erfreulicherweise auf dieses wundervolle Fleckchen Erde, wo ich das große Kinderglück erfuhr, wie in Bullerbü, als Pipi Langstrumpf und Ronja Räubertochter zugleich aufwachsen zu können.Das Aufwachsen in unmittelbarer Nähe eines biologisch dynamischen Bauernhofes (damals noch eine Kommune), förderte meine Entwicklung durch die liebevolle Integration in eine Gemeinschaft, in der ich viele bunte kreative Menschen, viel Freude, Lebendigkeit und eine naturnahe, gesunde und bewusste Lebenshaltung erleben durfte. Dadurch konnte sich ein großes Verständnis für unterschiedliche Lebensformen in mir entwickeln. Ich bin dankbar für die vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten, die sich mir damals in der Natur boten. Mit allem, was die Wälder, Flüsse, Bächlein und Dach-/Heu-/ und Strohböden hergaben.

Diese vielen wunderbaren und prägenden Erfahrungen haben heute noch, auf mehreren Ebenen eine positive und bereichernde Wirkung auf mein Leben. Sie sind eine unerschöpfliche Kraft- und Inspirationsquelle für mein gesamtes Wirken, insbesondere für das, was ich in die Welt geben und mit anderen Menschen teilen möchte. Aus diesen Erfahrungen schöpfe ich mein tiefes Vertrauen in das Leben und in mich selbst.

Mehr denn je weiß ich die prägende Zeit dieser beiden unterschiedlichen Kulturen als wahre Schätze anzuerkennen. Sowohl in der spanischen als auch in der deutschen Kultur fand ich einen natürlichen, selbstverständlichen und freudvollen Zugang zur Bewegung/Körperlichkeit.

Ich freue mich über das Erbe, die Welt gleichermaßen mit dem impressionistischen Blick der sehr humorvollen Künstlerseele meines Vaters zu sehen/ wahrzunehmen und dabei mit dem Organisationstalent und dem kaufmännischen und optimistischen Geist meiner warmherzigen, liebe- und ebenso sehr humorvollen Mutter, in meinem Leben (fair-)handeln zu können. Mit ihrer ebenfalls künstlerischen Ader, ihrem großen Verständnis für künstlerische Prozesse und Sichtweisen, ihrer Kraft und ihrem ausgeprägten Sinn für das Gute und Wundervolle im Leben, hat sie einen großen Teil dazu beitgetragen, dass ich zu der wurde, die ich heute bin.

Allein die südländische Mentalität, in der das Gestikulieren und Berühren (als bewegte Körpersprache/ Ausdrucksmöglichkeit) ein wichtiger Teil der Kommunikation sind, erfuhr ich den Zusammenhang und die Bedeutung von Berührung und Kommunikation als Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Nähe. Was zunächst unbewusst, weil selbstverständlich und natürlich ablief, ist heute zum bewusst gewählten Kern meiner Praxis für Körperbewusstsein geworden.

Die freie Bewegung in natürlicher Umgebung, förderte meine motororische Entwicklung auf vielseitige Weise und „Bewegung“ in weitem Sinne, wurde in meiner Kindheit mehr und mehr zum essentiellen Inhalt meiner Freizeit. Später kamen Akrobatik, Leichtathletik und für eine kurze Zeit deutscher Volkstanz (war mir persönlich als Zehnjährige aber dann doch zu langweilig) hinzu.

Im Teenageralter zentrierte sich mein Bezug zur Bewegung auf die Freude und dem Ausleben meiner Kreativität beim Tanzen. Nachdem ich zwei Jahre einen Steptanz-Kurs besuchte, an dem ich zwar viel Freude hatte und mein Talent, laut der Tanzlehrerin sehr herausstach, verlor ich trotzdem das Interesse am „Tanzunterricht“ und so fand ich meinen eigenen Zugang zum „Freestyle-Tanz“ bzw. zur Autodidaktik im tänzerischen Zusammenhang. Ich liebte die individuelle und ungezwungene Weise, mich mit Tanzbewegungen und dem Kreieren eigener Tänze, alleine und mit Freunden zu beschäftigen. Meinem Wesen entsprechend, hatte ich hierbei die Möglichkeit, meiner Experimentierfreude und Kreativität freien Lauf zu lassen, „meinem Rhythmus“ und „Groove“ zu folgen und den Bewegungen Individualität zu verleihen. Keine Gelegenheit ging an mir vorbei, um nicht, häufig stundenlang zu tanzen, auszuprobieren und zu üben.

Als junge Erwachsene fand ich mein wildes Tanzglück auf den Tanzflächen von Clubs, Discos und (Privat-)partys. Hier konnte ich das über die Jahre selbst Erlernte nun auch in der „Öffentlichkeit“ umsetzen und der Spaß war riesig! Ich fand viele wirklich gute TanzpartnerInnen, die mich immer weiter (heraus)forderten und inspirierten. Mein Tanzstil war damals sehr stark von der Soul, R'nb, Funk, Hip Hop und House Musik inspiriert.

Bis Anfang zwanzig lebte ich ein, im wahrsten Sinne sehr „bewegtes“ Leben. Wild und frei wie ich mich fühlte, als ich mit neunzehn Jahren von Zuhause auszog, um meine erste Ausbildung (im kaufmännischen Bereich) zu absolvieren... und durch bestimmte Umstände auch das Fürchten kennezulernen.

Der abrupte Kulturwechsel in meiner Kindheit und das „wilde Leben“ gingen nicht spurlos an mir vorbei. Nach der Ausbildung steckte ich in einer Sinnkrise, die mich zum Innehalten zwang und mich mit grundlegenden Fragen an mein Leben und dessen Sinn konfrontierte.

Erneut veränderte sich mein Bezug zum Tanz. Tanzen wurde zu meiner Therapie.

Keine Therapeutin und kein Medikament (die ich damals kathegorisch ablehnte) hätte mir die Unterstützung geben können, die ich durch das Tanzen erhielt. Es brachte Ordnung in das Gedanken-Wirrwarr in meinem Kopf, beruhigte die Angst in meinem Bauch und linderte die Trauer meiner Seele. Allmählich kam ich wieder in meine Kraft. In dieser bedeutungsvollen Zeit sammelte ich viele wichtige Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen des Tanzes, dem Zusammenwirken von Tanz und Stimme und der Verbindung des Tanzes mit anderen Kunstformen (Malen, Schreiben...).

Das Tanzen wurde zum wichtigsten Heilmittel für mich und mein Bezug zum Tanz bekam eine tiefere, persönlichere und intimere Ebene. Das Tanzen wurde zu einem unverzichtbaren und wegweisenden Teil meines Lebens, zur Notwendigkeit.

Nach einem Clownerie-Kurs entdeckte ich mit 23 Jahren auch meine Freude an der Schauspielerei. Ich nahm einige Stunden Privatunterricht und besuchte einen Intensivkurs an einer Hamburger Schauspielschule. Danach bot sich mir die Möglichkeit, an dieser Schule eine Ausbildung zu beginnen. Unsicher darüber, ob ich mich tänzerisch oder schauspielerisch weiterbilden wollte, absolvierte ich zunächst eine Fortbildung in Tanz- und Schauspielperformance, zur Community Performance Teacher. Zum Ende dieser Fortbildung war klar, dass ich den tänzerischen Weg weitegehen und mein tänzerisches Bewegungsrepertoire vertiefen wollte. Nicht die Bühne bzw. die Kamera rief mich, sondern die Begeisterung, Freude und Faszination am Teilen und Vermitteln der vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und vor allem der positiven Wirkung, die das Tanzen mit sich bringt.

Direkt an die Fortbildung schloss ich die Ausbildung zur staatlich anerkannten Tanzpädagogin (nicht zu verwechseln mit Tanztherapie) an.

In dieser Ausbildung genoss ich eine Bandbreite unterschiedlicher Tanzstile wie Ballett, modern dance/Freier Tanz, Imprvisation, Hip Hop, Break dance, Stepptanz, Jazz, östliche und spanische Folklore, afro-kubanischer und singhalesischer Tanz.

Meine persönliche „Bewegungs-/Tanzgeschichte“, war bis dahin sehr von der freien Bewegung, der Freude, Verspieltheit und dem Ausdruck an der Bewegung an sich inspiriert und wurde nun durch eine geballte Portion Tanztechnik aufgemischt, was erst sehr neu irritierend und herausfordernd, aber trotzdem eine riesen Freude und genau das Richtige für mich war. Jede einzelne Bewegung saugte ich hungrig und genussvoll auf, ganz gleich welcher Stil es war.

Ich liebte es, die einzelnen Bewegungen zu meinen eigenen werden zu lassen und ihnen meine Seele einzuhauchen. Beim Kennenlernen und Aufnehmen der unterschiedlichen Tanzstile, mit ihren eigenen Anforderungen an den Körper und insbesondere während meines „Vortanzens“ an der Schule, kamen mir meine bisher gesammelten Erfahrungen sehr zugute. Ich erinnere mich an die Worte des Professors, als er mir das bestätigte und sagte, es ginge schließlich darum, die Bewegungen zu den eigenen werden zu lassen, die Technik sei Übungssache und würde die eigenen Möglichkeiten, das Bewegungsrepertoire erweitern. Nach den drei Jahren der Ausbildung, hatte ich diese Worte auch körperlich erfasst. Mein Körper (-gedächtnis) war angereichert mit neuen „Bewegungsmöglichkeiten“.

Diese drei Jahre waren, neben meinem Mutterdasein, eine der schönsten und bereicherndsten Zeiten meines Lebens!

 

Was mich heute bewegt:

„Bewegung“ hat über die vergangenen zwei Jahrzehnte einen weiter gefassten Sinn für mich bekommen. Es ist in weitem Sinne das „bewegte Leben“, das mich in vielerlei Hinsicht in Bewegung versetzt/zum Tanzen bringt. Es sind die Veränderungen, der stetige Wandel, das Werden im Sein/ Sein im Werden, die Rhythmen des Lebens, der Natur und meine eigenen, die mich in Bewegung bringen, mich zum Tanzen auffordern, zum Innehalten einladen und mich das Ausbalancieren zwischen Aktion und Ruhe lehren. Das Leben ist voll von Rhythmus, Bewegung und Veränderung und es lädt mich immer wieder ein, mich geistig und körperlich möglichst flexibel, klar, gesund und kräftig zu halten, um mein Leben nach meinen Vorstellungen zu leben und seinen Herausforderungen und Anforderungen gewachsen zu sein.

Das Tanzen hat aufgrund meiner Geschichte über die Jahre so sehr Einfluss auf mein Leben genommen, dass es sich zu einer Lebenshaltung/ -Einstellung verinnerlicht hat.

Mich auf meine eigene Weise durch's Leben zu bewegen oder aus bestimmten „Beweggründen“ oder Anlässen heraus zu tanzen, ist für mich, was mein inneres Empfinden betrifft, nicht immer klar voneinander zu trennen.

Es sind sowohl die Momente, in denen ich Orte aufsuche oder in meinen eigenen vier Wänden bin, um zu tanzen. Da sind aber auch die Momente im Alltag, in denen ich ein „Tanzgefühl“ bewusst abrufe und das Tanzen vielmehr zu einem inneren, aüßerlich nicht erkennbaren Erleben wird und mir bestimmte Momente, in denen es unpassend wäre frei loszutanzen erträglicher macht. Oder mich überkommt sichtbar die Tanzlust und versüßt mir die ein und andere Situation meines Lebens.

Tanzen/Bewegung waren und sind für mich eine Möglichkeit, das Leben auf meine individuelle und einzigartige Weise zu betrachten und zu leben. Das möchte ich mir so lange wie möglich bewahren!

Wie ein Mentor für mein Leben lehrt mich Das Tanzen immer wieder aufs Neue, mir selbst zu begegnen, mich selbst zu unterstützen, Wege/Lösungen zu finden und damit in Frieden zu sein, dass das Tanzen an sich, manchmal die einzige Lösung für viele Herausforderungen oder die einzige Antwort auf so manche Frage an das Leben darstellt.

Es waren nicht meine Eltern, die mich zum Tanzen gebracht und keine Tanzschule, die mich das Tanzen gelehrt haben. Es war in erster Linie mein Lebensweg, der mir durch meine Erfahrungen eine „tänzerische Lebens-Art“ nahelegte, entsprechend im Leben zu agieren und mich zu meinen Platz im Leben geleitet hat.

Tanzen verbindet mich mit der Essenz, der Ur-Kraft meines Wesens. Mein Körper wird zum Sprachrohr von bewegtem Leben.

Beim Tanzen öffnen sich Türen, die im Alltag verschlossen bleiben und ich betrete innere vertraute und neue Räume, in denen ich eine erhöhte Wahrnehmung/Sensibilität und intensiven Genuss erlebe. Keine Filter, die meine Wahrnehmung, meine Emotionen trüben, ich lausche den Klängen, Melodien und Rhythmen in mir und um mich herum, lasse mich mitnehmen, in Bewegung versetzen. Keinem Ziel und keiner Absicht folgend, weil es „Hier“ gut und „Jetzt“ richtig ist. Im Fluss sein ist die einzige richtungsweisende Kraft und die Orte, zu denen ich geführt werde sind beim Tanzen immer die Richtigen!